Mit Ton modellieren – Plastiken, Modelle, Gebrauchsgegenstände
Ton ist eine Art bildhauerisches Urmaterial – seit Jahrtausenden formen Menschen daraus Figuren und Objekte, aber auch Gefäße und andere Gebrauchsgegenstände. Ton ist vielfältig, Töpfer und Bildhauer haben genauso viel Spaß an dem Material wie Kinder, ob zu Hause beim Basteln oder in der Schule im Kunstunterricht. Ton – und in gebrannter Form Keramik – spielen eine wichtige Rolle in Kunst, Kunsthandwerk und Industrie. Mit Ton lassen sich ganz grundlegende gestalterische und plastische Erfahrungen machen – mit den Händen direkt am Material.
Naturmaterial Ton
Ton ist ein Material aus der Natur, das in einem Jahrtausende dauernden Prozess durch die Verwitterung von Granitentsteht. Fast überall auf der Welt kommt Ton in den unterschiedlichsten Färbungen und Qualitäten vor. In der Regel wird der Rohton im Tagebau gewonnen, gereinigt und anschließend für die für die jeweilige Verwendung aufbereitet. D.h. er wird z.B. mit Pigmenten und verschiedenen Schamottierungen versehen. Dadurch erhält der Ton unterschiedliche Konsistenzen, Modellier- und Brenneigenschaften. In Deutschland ist z.B. der Westerwald eine der traditionellen Regionen der Tongewinnung.
Muss Ton gebrannt werden?
Grundsätzlich muss Ton nicht gebrannt werden. Möchte man jedoch ein stabiles, haltbares, glasiertes oder vielleicht sogar wasserundurchlässiges Objekt aus Ton haben, kommt man um ein bis zwei Brände nicht herum. Ein ungebranntes Objekt hat eine ganz andere Charakteristik als gebrannte und vielleicht sogar glasierte Keramik. Luftgetrockneter, ungebrannter Ton ist porös und je nach Wandstärke sehr zerbrechlich. Eine Plastik aus getrocknetem Ton sollte auf jeden Fall möglichst wenig und nur vorsichtig bewegt und nur in Innenräumen aufgestellt werden.
Der Brennvorgang macht aus dem getrockneten Ton harte und beständige Keramik, die durch die Wahl der entsprechenden Brenntemperatur sogar wasserundurchlässig wird. Dies geschieht, wenn der Ton bei etwa 1.200 °C gebrannt wird – man spricht dann von Steingut. Wird der Ton dagegen bei etwa 1.000°C bis 1.100 °C gebrannt, handelt es sich bei dem fertigen Produkt um Steinzeug. Soll Ton glasiert werden, sind zwei Brennvorgänge erforderlich.
Durch eine Glasur kann das Werkstück nicht nur farbig gestaltet, sondern auch geschützt werden. Alternativ lässt sich die Oberfläche eines Ton-Objekts auch mit Engoben farbig gestalten. Diese in der Regel aus Tonmineralmassenbestehenden Farben können direkt auf den ungebrannten, ledertrockenen Ton – d.h. dass er sich so gerade nicht mehr verformen lässt, was schon eine Woche dauern kann – aufgetragen werden. Engoben bilden jedoch keine Schutzschicht.
Möchten Sie Ihr Ton-Objekt brennen, ist es sinnvoll, dies bereits bei der Auswahl des Tons und später bei der Bearbeitung zu berücksichtigen. Lufteinschlüsse können z. B. dazu führen, dass Ihr Werkstück im Brennofen bricht. Außer einem passenden Gerät erfordert das Brennen von Ton eine ganze Menge Wissen und auch Erfahrung. Der Prozess bleibt immer spannend und kann viele Überraschungen mit sich bringen.
Techniken für den Aufbau von Ton-Objekten – Plastiken modellieren aus Ton
Für den Aufbau von Ton-Objekten gibt es verschiedene Techniken, die Sie anwenden können. Die Techniken lassen sich auch miteinander kombinieren – und letztlich wird jeder für sich selbst herausfinden, wie er oder sie am besten modelliert.
Vor dem Modellieren steht als erster Schritt in der Regel das Schlagen und kräftige Durchkneten des Tons – das hat mehrere Funktionen: Durch die Lagerung, Verarbeitung, Aufbereitung oder Portionierung zu Batzen oder Hubeln kann der Ton bestimmte Strukturen und Schichtungen bekommen haben, die sich manchmal erst beim Trocknen oder sogar erst beim Brennen zeigen. Das kann sehr störend sein. Durch das Schlagen und Kneten lösen Sie diese Strukturen auf und haben eine gleichmäßige und geschmeidige Modelliermasse. Sollten sich im Ton größere Luftbläschen befinden, werden diese ebenfalls aufgelöst. Solche Lufteinschlüsse können beim Brennen gefährlich sein, der Ton kann platzen.
Wenn Sie Gefäße aller Art herstellen wollen, können Sie den Ton auf einer (elektrischen) Drehscheibe mit einer gewissen Geschwindigkeit drehen. Sie beginnen mit einem Tonklumpen in der Mitte der Scheibe und ziehen mit den Fingern die Wände des Gefäßes hoch.
Die folgenden Techniken gehören zu den Aufbautechniken:
Bei der Pinch-Technik arbeiten Sie ohne Hilfsmittel und drücken die Form z.B. eines Schälchens einfach mit den Daumen aus einer Tonkugel. Sie können Ihr Objekt durch Drücken und Schieben in die unterschiedlichsten Formen bringen und auch dünnwandig arbeiten. Die Pinch-Technik ist sehr einfach und eine Urform des Umgangs mit Ton.
Die Platten-Technik besteht darin, zunächst Tonplatten auszurollen und sie leicht antrocknen zu lassen. Anschließend werden die Platten zu der gewünschten Form zusammengesetzt.
Bei der Wulst-Technik rollen Sie mit den Händen Tonwülste, die Sie dann übereinandersetzen und verstreichen, so dass eine Hohlform entsteht. Auch mit dieser Technik lassen sich alle möglichen Arten von Objekten gestalten.
Sie können eine Plastik oder z.B. auch ein Porträt aus kleinen Ton-Stückchen oder „Betzeln“ aufbauen. Dafür nehmen Sie immer wieder kleinen Stückchen Ton und drücken sie an die nach und nach entstehend Form an. Dadurch ergibt sich eine interessante, offene und bewegte Oberflächenstruktur. Eine aus Betzeln aufgebaute Figur kann aber auch verstrichen oder glattgeklopft werden.
Eine weitere Technik ist die Arbeit mit Formen, z.B. Reliefformen, in die der Ton hineingepresst wird. Je nach Material der Form ist es wichtig, ein passendes Trennmittel zu benutzen, um den noch feuchten Ton wieder aus der Form heraus zu bekommen.
Wenn Sie Ihre Plastik oder Ihr Objekt brennen möchten, wählen Sie für Ihre Arbeit einen geeigneten Ton und vermeiden Sie Lufteinschlüsse. Massive Formen müssen vor dem Brennen ausgehöhlt werden, damit die im Ton enthaltene Feuchtigkeit gut entweichen kann und der Ton beim Brennen nicht platzt.
Bevor ein Tonobjekt in den Brennofen kommt, muss es erst langsam getrocknet werden. Dazu kann das Objekt luftig abgedeckt werden. Trocknet es zu schnell, z.B. auf der Heizung oder in der Sonne, können Trocknungsrisse entstehen, weil das im Ton enthaltene Wasser zu schnell entweicht.
Bei großen Formen, z. B. auch bei Büsten und Köpfen, kann es sinnvoll sein, die Plastik gleich hohl aufzubauen. Dafür ist oft eine Armierung oder ein Stützbau nötig, damit die Ton-Wände nicht in sich zusammensacken. Einen solchen Unterbau kann man leicht z.B. aus Metall- oder Holzstäben (je nach Größe z.B. auch Dachlatten), Kaninchen-Draht und Papier herstellen.
Modellier-Ton mit Schamottierung – was ist das?
Nachdem der Ton abgebaut und gereinigt wurde, wird der Modellier- und Künstler-Ton noch weiter aufbereitet für die verschiedenen Anforderungen des Modellierens. U.a. wird dem Ton oft Schamotte beigemengt. Das sind gebrannteund dann gemahlene Tonstückchen, die es in unterschiedlichen Korngrößen gibt. Bei der Auswahl des Tons sind zwei Angaben zu beachten: zum einen die Menge der Schamotte, die in % angegeben wird und in der Regel zwischen 0 % (= unschamottierter Ton) und 40 % (= stark schamottierter Ton) liegt, zum anderen die Korngröße wichtig – es gibt sehr feine Schamotte bis hin zu grober Schamottierung, bei der die beigemengten Tonstückchen bis zu 4 mm groß sein können. Ein Ton mit 40 % Schamotte von bis zu 4 mm ist entsprechend sehr rau, eignet sich aber hervorragend für den Aufbau großformatiger Arbeiten.
Die Schamottierung des Tons verändert dessen Eigenschaften beim Modellieren ebenso wie beim Brennen: der ungebrannte Ton wird stabiler – etwas vereinfacht kann man sagen, je höher der Schamotte-Anteil und je größer die Stückchen, desto größer kann ein Objekt oder eine Plastik aufgebaut werden. Auch beim Brennen sorgt die Schamotte für Stabilität: Schamottierter Ton reißt oder springt weniger leicht, denn das im Ton gebundene Wasser kann besser verdampfen.
Grundsätzlich schrumpft Ton beim Trocknen und auch später noch beim Brennen. Das geschieht, weil Feuchtigkeit entweicht. Bei unschamottiertem Ton kann diese Schrumpfung bis zu 10 % betragen. Ist der Ton mit Schamotte angereichert, fällt die Schrumpfung geringer aus, denn die Schamottestückchen enthalten kein Wasser mehr, d.h. auf die Gesamtmasse gerechnet, entweicht weniger Feuchtigkeit. So sorgen die Schamotte-Stückchen für Stabilität und wirken der Bildung von Rissen entgegen. Auch größere Wandstärken sind dann unproblematisch.
Zum Drehen auf der Töpferscheibe wird in der Regel unschamottierter oder gering und fein schamottierter Ton verwandt. Hier ist eine hohe Schamottierung nicht erforderlich, da zumeist sehr dünnwandig gearbeitet wird.
Ton brennen
Verschiedene Tonsorten haben unterschiedliche Brenneigenschaften. Das hat mit ihrer Zusammensetzung zu tun: Es gibt Ton, der nur bei relativ niedrigen Temperaturen gebrannt werden kann, anderer kann auch bei hohen Temperaturen gebrannt werden. Die Brenntemperatur wirkt sich wiederum auf die Dichte und damit Wasserfestigkeitdes Materials aus und auf seine Haltbarkeit.
Das Brennen wirkt sich oft auch auf die Farbe des Tons aus: Viele Tonsorten verändern im Brennofen ihre Farbe, manche entwickeln auch bei niedrigeren Temperaturen eine andere Farbe als bei höheren. Bereits beim Trocknen gibt es oft Farbveränderungen: Die meisten Tonsorten werden dunkler, andere werden heller. Genauere Angaben dazu liefern die Hersteller, alle Angaben zu den bei bildhau erhältlichen Tonsorten finden Sie natürlich auf den jeweiligen Produktseiten in unserem Shop.
Bevor ein Ton-Objekt gebrannt werden kann, muss es an der Luft trocknen. Dieser Prozess sollte nicht zu schnell gehen, damit der Ton nicht reißt oder bricht. Um das Trocknen gegebenenfalls zu verlangsamen, wird das Ton-Objekt z. B. leicht abgedeckt. Sobald der Ton getrocknet ist, ist das Objekt bereit für den Brennofen.
Der erste Brand nennt sich Schrühbrand oder auch Rohbrand: Er beginnt mit einer niedrigen Temperatur, die über die folgenden Stunden nach und nach erhöht und dann in der Regel eine Weile auf der höchsten Temperatur gehalten wird. Auf diese Weise kann die Feuchtigkeit langsam aus dem Ton entweichen, Risse und Brüche sollen so vermieden werden. Das Abkühlen der Objekte im Brennofen nimmt dann noch einige Zeit in Anspruch.
Nachdem die Objekte langsam abgekühlt sind, dann die Glasur aufgetragen werden, dann erfolgt der zweite Brand, der sogenannte Glasurbrand, vor allem bei Porzellan spricht man auch von Glattbrand. Die Brenntemperatur wird von den Erfordernissen der Glasur vorgegeben. Voraussetzung ist natürlich, dass auch der Ton für die entsprechenden Temperaturen geeignet ist. Sind die Temperaturen zu hoch, kann sich der Ton wieder verflüssigen und dadurch verformen.
Ton lässt sich aber auch ganz anders brennen: Z.B. direkt im offenen Feuer in einer Grube oder abgedeckt zwischen brennenden Sägespänen. Man spricht dann vom Grubenbrand oder Rauchbrand. Man kann auch einen speziellen Papierofen im Freien bauen oder Öfen für den Holz- oder Gasbrand. Diese Brennarten sind z.T. althergebracht und gleichermaßen experimentell. Die Oberflächen der Ton-Objekte erhalten ganz besondere Effekte, die vorher nicht abzusehen sind – ein spannender Prozess! Eine besondere Form des Brennens ist auch der japanische Raku-Brand, mit dem spezielle Glasur-Effekte erzielt werden. Beim Holzbrand ebenso wie beim Gasbrand und beim Raku-Brand wird dem Material Sauerstoff entzogen, wodurch es sich schwarz färbt. Man spricht auch von Reduzierbrand.
Ton lagern und wieder einsumpfen
Ton kann man im Prinzip sehr lange aufbewahren, am besten luftdicht z.B. in einem Kunststoffgefäß. Zeigt sich mit der Zeit etwas Schimmel an der Oberfläche, wirkt sich das nicht auf die Qualität des Tons aus.
Ist der Ton doch eingetrocknet oder haben sie ungebrannte Objekte, die sie nicht mehr brauchen, können sie den jederzeit wieder aufbereiten. Am besten funktioniert das, wenn der Ton ganz durchgetrocknet ist, denn dann kann gleichmäßig Wasser aufgenommen werden und es bilden sich weniger Klumpen: Brechen oder hacken Sie zuächst die Tonreste in kleine Stücke. Setzen Sie das Ganze in einem Gefäß mit etwas Wasser an, decken Sie alles zu und lassen Sie das Gefäß stehen. Der trockene Ton saugt das Wasser auf und lässt sich bald problemlos durchkneten. Ist die Masse noch zu trocken, fügen Sie etwas mehr Wasser zu. Ist das Gemisch noch zu flüssig, um mit dem Ton wieder zu modellieren, können Sie die Masse auf Gipsplatten (selbst gegossen, evtl. taugen auch Gipskartonplatten) ausstreichen. Die Flüssigkeit wird vom Gips aufgesogen, wenn die Masse die richtige Konsistenz hat, können Sie sie einfach abnehmen.
Tonschlicker – zum Gießen oder Zusammenfügen
Tonschlicker entsteht, wenn Sie Ton in sehr viel Wasser lösen. Tonschlicker können Sie als Gießmasse nutzen und z.B. Holz- oder Gipsformen ausgießen. Außerdem eignet sich Tonschlicker hervorragend als „Kleber“ für noch feuchten Ton, um z.B. verschiedene Teile, deren Kontaktflächen zunächst aufgeraut wurden, zu verbinden.