Coticule – gelber Belgischer Brocken, Schärfstein aus der Natur
Der gelbe Belgische Brocken, auch Coticule genannt, ist ein Naturstein, der sich besonders gut zum Handschleifen von Holzwerkzeugen eignet. Aufgrund seiner vielfältigen Formen reicht für den Anfang oft ein einziger Belgischer Brocken, um die eigenen Holzwerkzeuge scharf zu halten.
Coticule-Abziehstein – das „Urgestein“ aus den Ardennen
Der gelbe Belgische Brocken, der Coticule, ist ein natürlicher Schleifstein mit einer reichen Vergangenheit. Die Entdeckung und Produktion von Coticule in den belgischen Ardennen reicht in das 17. Jahrhundert zurück. Coticule ist über 480 Millionen Jahre altes Sedimentgestein, das aus gelbgrauer Vulkanasche, Asche und Ton besteht, in dem sich harte Granate befinden. Diese Granate sind durch eine Umlagerung von Mineralien unter dem Einfluss einer regionalen Metamorphose entstanden. Die sehr schmalen vertikalen Coticule-Schichten sind zwischen breiten Schichten von blau-lila Schiefer gelagert. Coticule kann nur sehr vorsichtig und vor allem ohne den Einsatz von Maschinen gewonnen werden. Der Abbau ist ein zeitaufwändiger, arbeitsintensiver und teurer Prozess, der stark unter dem Einfluss von Wetterbedingungen steht, so dass die Gewinnung nur ein paar Monate im Jahr betrieben werden kann. Die Produktion ist zu 100 % Handarbeit und macht jeden Stein zum Unikat. Da die Coticule-Schichten so dünn sind, gibt es keine größeren Banksteine aus diesem Material – die Gesteins-Schichten sind fragil und können nicht im Block geschnitten werden. Typisch sind deshalb kleine Gesteinsbrocken in den unterschiedlichsten Formen und Formaten.
Ein Stein mit außergewöhnlichen Schneideigenschaften
Coticule ist zu 30 bis 45 % aus Granaten zusammengesetzt, die durch Vulkanasche verbunden sind. Den Granaten verdankt Coticule seine außergewöhnlichen Schneideigenschaften. Die geometrische Form dieser Granate ist ein Dodekaeder. Die zwölf Flächen des Dodekaeders sind mit stumpfen Winkeln verbunden. Die Dodekaeder haben einen Durchmesser von 5 bis 15 Mikrometern und dringen beim Schleifen 1 bis 3 Mikrometer tief in das Metall ein. Die ideale geometrische Form – die stumpfen Kanten polieren das Metall – und die große Zahl der Granate stellt sicher, dass gleichzeitig sehr schnell und sehr fein geschliffen werden kann. Dies führt in nur wenigen Minuten bei jedem Objekt, das geschliffen wird, zu einer messerscharfen Schneide.
Im Vergleich z.B. zu einem 8000er Sandschleifstein (nach dem japanischen Körnungs-System) ist ein Coticule-Abziehstein recht schnell. Man muss jedoch berücksichtigen, dass Coticule ein Naturprodukt ist und kein Stein einem anderen zu 100 % gleicht. Die Angabe der Körnung dient lediglich als Hinweis und sagt wenig über die spezifischen Eigenschaften des Steins. Der Vorteil des Coticule gegenüber anderen Schleifsteinen ist, dass er sowohl sehr fein abzieht als auch sehr schnell ist – diese Kombination bietet kein anderer Schleifstein.
Coticule auch für Edelstahl & Damaszener Stahl
Die Schneiden aller Arten von Holzwerkzeugen wie Hohleisen, Schnitzmesser, Äxte und Beile können so fein geschliffen werden, dass Holz schnell und sauber mit einer glatten Oberfläche bearbeitet werden kann. Es entstehen keine Kerben in der Oberfläche. U.a. deshalb ist der Stein bei Holzarbeitern und Bildhauern so beliebt.
Wegen des hohen Granatanteils kann man mit dem Coticule auch Edelstahl (einschließlich Edelstahl 18/8 und 18/10), Damaszener Stahl und HSS High Speed Steel schärfen. Mit ihrer flachen Form polieren die Granate das Metall, ohne auch nur den geringsten Grat entstehen zu lassen. Dies führt zu einem feinen Glanz auf der Schneide, ganz ohne Kratzer, was den Komfort bei der Verwendung der Schneidewerkzeuge signifikant erhöht.
Coticule kann grundsätzlich zum Schärfen der unterschiedlichsten Schneiden genutzt werden, so z.B. Rasiermesser, alle Arten von Küchen-, Jagd- und Taschenmessern, Hack- und Schneidwerkzeugen. Küchenmesser, Jagd- und Taschenmesser behalten ihre scharfe Schneide und können lange Zeit im Nu wieder optimal geschärft werden. Selbst Rasiermesser können mit einem Coticule absolut scharf und gratfrei geschliffen werden.
Viele verschiedene Größen und Formen für verschiedene Anwendungen
Coticule-Schleifsteine werden sowohl in rechteckigen als auch in nicht-rechteckigen Formen (Bolt Coticule) produziert. Wir bei bildhau sind bemüht, möglichst rechteckige Steine zu bekommen. Da es sich aber um ein Naturprodukt handelt, ist nur eine begrenzte Menge des gewonnenen Steins dafür geeignet. Steine, die länger als 15 cm und breiter als 4 cm sind, bilden eher die Ausnahme als die Regel. Normalerweise reichen jedoch Steine in den genannten Maßen, um eine breite Palette von Schneidwerkzeugen zu schärfen. Durch die Produktion von nicht-rechteckigen Steinen wird die Verschwendung kostbaren Coticules auf ein Minimum reduziert. Die nicht-rechteckigen Steine werden in jeder vorstellbaren Form hergestellt. Diese sehr unterschiedlichen Steine werden entsprechend der Größe der Coticule-Oberfläche in zehn Kategorien unterteilt. Die Produktion erfolgt von Hand und kleine Abweichungen bei den Abmessungen sind völlig normal.
Aufbau eines Coticule-Schärfsteins
Ein Coticule-Schärstein besteht aus zwei Schichten: Die Coticule-Deckschicht hat eine Dicke von ca. 5 bis 10 mm, abhängig von der Coticule-Schicht, wie sie im Steinbruch gewonnen wurde – denn natürlich hat nicht jede Coticule-Schicht im Steinbruch die gleiche Stärke. Auf der Unterseite ist die Coticule-Deckschicht mit einem zum Schleifen nicht nutzbaren schwarzen Schiefer verbunden. Diese untere Schicht dient als Basis, da Coticule ein eher sprödes Material ist, das leicht brechen kann. An den Seiten des Steins sind deshalb oft winzige Risse sichtbar – das ist bei dem spröden Material normal und hat keinerlei Einfluss auf die Schleifeigenschaften.
Gelegentlich kommen auch natürlich gebildete Kombinationssteine aus Coticule und BBW (Blauer Belgischer Brocken) vor. Die Coticule-Schicht ist auf natürliche Weise mit der BBW-Schicht verbunden. Diese seltenen Schleifsteine können auf beiden Seiten eingesetzt werden: mit der BBW-Seite zum feinen Abziehen und mit der Coticule-Seite zum Schärfen. Diese Steine können an dem nicht-linearen Übergang zwischen der Coticule-Schicht und der BBW-Schicht identifiziert werden.
Welches Stein-Profil für welches Werkzeug?
Bei bildhau bieten wir Ihnen eine umfassende Palette von Coticule-Schleifsteinen mit unterschiedlichen Profilen zum Schärfen verschiedenster Schneidwerkzeuge an. Das Profil der Schleifsteine kann auch einfach nach Ihren Wünschen angepasst werden.
Der Coticule Profilstein (Hohleisenstein) eignet sich besonders für das Schärfen von runden Schneidwerkzeugen wie z.B. Hohleisen. Es handelt sich dabei um einen länglichen rechteckigen Schleifstein mit einer an den Kanten gerundeten Coticule-Deckschicht auf schwarzem Schiefer. Die Länge beträgt etwa 75 mm und ist in drei verschiedenen Bogen-Durchmessern verfügbar: <7 mm, 7-12 mm und >12 mm.
Mit dem Coticule Multiformstein können Sie sowohl runde als auch V-förmige Schneidwerkzeuge schärfen, d.h. Hohleisen genauso wie Gaißfüße. Der Schleifstein ist ausschließlich aus Coticule hergestellt und hat jeweils eine gerundete und eine V-förmige Seite. Verfügbar ist der Multiformstein in vier verschiedenen Kombinationen: mit einer gerundeten Kante mit einem Durchmesser von <5 mm oder >5 mm und einer Länge <50 mm und >50 mm. Der Winkel der V-förmigen Seite beträgt etwa 45°.
Weitere Tipps für die Arbeit mit dem Coticule
Der Coticule ist ein geschlossenporiger Stein, der nicht verstopfen kann. Verwenden Sie deshalb zum Schleifen niemals Öl, sondern nur Wasser. Öl wird nur bei porösen Steinen eingesetzt, um zu verhindern, dass sich Metallpartikel in den Poren ablagern.
Ist die Oberfläche eines größeren Coticule durch häufiges Schleifen uneben geworden, können Sie den Stein abrichten und so wieder eine ebene Oberfläche schaffen: Legen Sie ein Stück Schleifpapier auf eine ebene Fläche. Fügen Sie etwas Wasser hinzu und schleifen Sie die Oberfläche des Steins. Verwenden Sie Schleifpapier mit einer Körnung von etwa 80 bis 100 Mikrometern. Die ebene Oberfläche Ihres Coticule ist dann wichtig, wenn Sie Werkzeuge mit gerader Schneide schleifen möchten. Das können z.B. Gaißfüße sein, aber auch Stecheisen und Hobelklingen.
Die Lebensdauer eines Coticule ist natürlich abhängig von der Nutzung – je intensiver die Nutzung, desto schneller ist der Stein erschöpft. Bei normalem Gebrauch halten die Steine rund 20 Jahre.