Holzwerkzeuge von Hand schärfen: Schärfsteine
Scharfes Werkzeug ist bei der Holzbearbeitung unerlässlich: Sind die Schneiden Ihrer Schnitzeisen, gleich ob Hohleisen, Gaißfuß oder Stechbeitel, nicht perfekt geschliffen, trennen sie die Holzfaser nicht exakt. Das hindert Sie daran, Formen und Details sauber und genau aus dem Holz herauszuarbeiten. Wenn Sie mit gepflegten und gut geschliffenen Klingen arbeiten, bekommt das Holz außerdem bereits beim Schnitzen einen seidigen Glanz und eine schöne Oberfläche.
Natürlich können Sie Ihre Holzwerkzeuge mit der Maschine schleifen. Wenn Sie aber die traditionelle Arbeit in der Holzwerkstatt schätzen, greifen Sie zum Schärfstein und schleifen Ihre Werkzeuge von Hand! Das Schärfen und Abziehen dauert dann zwar ein bisschen länger, aber Sie erhalten mit etwas Übung einen sehr feinen und akkuraten Schliff. Im Folgenden stellen wir Ihnen deshalb verschiedene Schärfsteine vor.
Kunst- oder Naturstein, Wasser- oder Ölstein?
Zum Schärfen und Abziehen von Werkzeugen können Sie verschiedene Arten von Schärfsteinen nutzen: Man unterscheidet zwischen Synthetik- bzw. Kunst- und Natursteinen, Wasser- und Ölsteinen. Um starke Beschädigungen und Scharten in der Schneide schnell herauszuarbeiten oder um sehr stumpfe Werkzeuge zu schärfen, empfehlen wir Ihnen außerdem sogenannte Diamant-Schärfsteine.
Kunststeine (z.B. CORAP) sind synthetisch hergestellte Steine und bestehen in der Regel aus Aluminiumoxid oder Siliciumcarbid. Ein Binder hält das Korn zusammen, es gibt lose oder festere Bindungen, die u.a. die Schleifeigenschaften des Steins ausmachen. Synthetische Schleifsteine haben eindeutig definierte Körnungen, während Natursteine einfach unterschiedlich fest sind und man nur sagen kann, dass sie einer bestimmten Körnung entsprechen.
Kunst- wie Natursteine können entweder Wasser- oder Ölsteine sein, d.h. es wird Wasser oder Öl benutzt, um zu schleifen. Die Flüssigkeit sorgt dafür, dass sich der Schleifstaub nicht im Stein festsetzt und damit die Schleifeigenschaften des Steins beeinträchtigt. Wassersteine werden vor der Benutzung in Wasser gelegt, um sich vollzusaugen, wenn sie nicht schon bereits in Wasser aufbewahrt wurden. Ölsteine werden entsprechend mit Schleiföl behandelt. Achtung: Steine, die mit Öl behandelt wurden, können nicht mehr als Wassersteine benutzt werden!
Zu den weitverbreiteten Schleif- und Abziehsteinen gehören Arkansas und Belgische Brocken. Arkansas ist ein Öl-Schärfstein, den es als Naturstein und als Kunststein gibt. Arkansas Schärfsteine bei bildhau sind allesamt Natursteine und kommen aus den USA. Das eigentliche Gestein, das in Arkansas und Oklahoma abgebaut wird, heißt Novaculit und ist ein sehr hartes metamorphes Gestein, das in verschiedenen Farben von weiß bis schwarz-grau vorkommt. Arkansas gibt es häufig als Bankstein. Belgische Brocken sind hingegen Wassersteine und werden in den belgischen Ardennen abgebaut. Bei dem Naturstein handelt es sich um Sedimentgestein, in das hohe Anteile feinster Granate eingelagert sind – wodurch Belgische Brocken ihre Schärfe erhalten. Bei bildhau finden Sie den traditionellen gelben Coticule mit einem besonders hohen Granat-Anteil.
Was überall Diamant-Schärfstein genannt wird, ist eigentlich gar kein Stein, sondern in der Regel eine auf Metall, Holz oder Stein aufgezogene Diamantfläche. Mit Diamant als härtestem Mineral (10 auf der Mohs-Skala), können selbst Scharten von Hand wieder aus den Werkzeugen herausgeschliffen werden. Auch um sehr stumpfe Schnitzeisen wieder zu schärfen, ist ein Diamant-Schärfstein bestens geeignet. Aufgrund ihrer Beschaffenheit sind Diamant-Schärfsteine am Anfang sehr aggressiv und verlieren zunächst etwas an Schleifkraft. Dann sind sie aber sehr lange haltbar – und perfekt für alle gröberen Schleifarbeiten.
Abziehsteine sind Steine mit feinerer Körnung (zwischen 500 und 1200), die oft besonders geformt sind, um die Spiegelseite des Werkzeugs in ihrer spezifischen Form optimal bearbeiten zu können. Häufig benutzte Abziehsteine Belgische Brocken (Wasserstein, Naturstein) und Arkansas-Steine (Ölstein, Natur- oder Kunststein).
Außer den bereits genannten Steinen gibt es auch noch Japanische Wassersteine. Mit ihnen kann man ähnlich arbeiten wie mit Belgischen Brocken.
Während Sie Arkansas Schärfsteine und Belgische Brocken freihändig einsetzen können, benutzen Sie Diamant-Schärfsteine als Block auf dem Tisch. Beliebt sind für das stationäre Schleifen von Hand auch Banksteine, das sind größere Schärfsteine, die fest auf einer Fläche aufliegen, z.B. auch Oberkirchener Sandstein.
Körnungen von Schärfsteinen & das Abrichten von Banksteinen
Die Angaben der Körnungen können je nach Herkunftsland der Steine variieren und sind nicht identisch mit den Kornangaben z.B. von Schleifpapieren.
Banksteine, d.h. Schärf- und Abziehsteine im Block, können durch die Nutzung mit der Zeit Vertiefungen bekommen. Für das exakte Schleifen einer Fase ist es jedoch erforderlich, dass der Schleifstein ganz eben ist. Aus diesem Grund muss der Stein hin und wieder „abgerichtet“ werden, d.h. die Oberfläche des Schleifsteins wird wieder plan geschliffen. Dafür kann man z.B. einen Diamant-Schärfstein nutzen, da er sich in seiner Form nicht verändert. Es ist aber auch möglich, einen Schleifstein auf Wasserschleifpapier mit grober Körnung (80 – 120) auf einer ebenen Unterlage abzurichten.
Dass Ihr Bankstein eine ebene Oberfläche hat, ist wichtig, wenn Sie Schnitzwerkzeuge mit gerader Klinge wie Gaißfüße oder Tischlerwerkzeuge wie z.B. Flacheisen schärfen wollen. Durch das Abrichten haben Sie außerdem eine schöne scharfe Körnung wieder an der Oberfläche.
Was brauche ich für den Einstieg?
Wer mit neuen und scharfen Holzwerkzeugen arbeitet, benötigt für den Anfang kein umfangreiches Schleifwerkzeug: Ein kleiner Belgischer Brocken genügt, um die Werkzeugschneiden regelmäßig abzuziehen und auf diese Weise scharf zu halten. Wer viel mit seinen Holzwerkzeugen arbeitet, wird irgendwann einen Schärfstein, wie z.B. einen CORAP Schärf- und Abziehstein, in Kombination mit einem Hohleisenstein, z.B. einem feinen Arkansas-Abziehstein, benötigen. Der Profi wird die unterschiedlichsten Schleifsteine für verschiedenste Anwendungen in seiner Werkstatt haben.
Wie geht man beim Schärfen vor?
Das Schärfen von Holzwerkzeugen erfolgt in mehreren Schritten, nicht immer sind alle erforderlich. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen dem Schleifen bzw. Schärfen und dem Abziehen. Beim Schärfen wird die Fase des Werkzeugs mit einem groben Stein, d.h. einem groben Naturstein oder einem Stein mit grober Körnung (120 bis 500, z.B. CORAP Schärf- und Abziehstein) bearbeitet. Dabei entsteht oft ein Grat des abgetragenen Stahls, der dann mit einem Abziehstein von beiden Seiten entfernt wird.
Schließlich kann das Werkzeug noch mit einem Abziehleder oder einem offenporigen Holz und Polierpaste bearbeitet werden, um eine optimale Schärfe zu erreichen. Die Wirksamkeit des Abziehleders entspricht der eines extra feinen Arkansas-Steins.
Grundsätzlich ist es auch möglich, ein Holzwerkzeug vollständig mit einem Arkansas-Stein statt zuerst mit z.B. einem CORAP Schärf- und Abziehstein zu schärfen. Auf diese Weise lässt sich ein sehr feiner Schliff erzielen – man muss sich nur bewusst sein, dass die Prozedur unter Umständen zeitintensiv sein kann.